Alles, was mir noch fehlte, war der Ghetto Tauchgang. Aber was bitteschön ist ein Ghetto Tauchgang? Naja, ganz einfach. Es ist der abschliessende Abschlusstauchgang, wobei mich mein Instruktor bis auf's Letzte nochmals forderte und alles abverlangte, in dem er sich als Tauchneuling frisch aus dem OWD Ei gepellt benahm und eigentlich im fünf Minuten Takt etwas falsch machte.
Während dem Briefing direkt am Tauchplatz zeigte mir mein angetrauter Discover Local Diving Interessierten, dass er sich nicht wohl fühle bei dem Gedanken, bei solchen Temperaturen und Sicht bis zu den Flossen zu tauchen. Ich quatsche einfach auf ihn ein, dass hier keine Tiere leben, die uns Scuba Tauchern etwas antun können und er sich an mir festhalten könne, wenn er sich unter Wasser nicht sicher fühle.
Angefangen hat es schon beim Systemzusammenbau: Der Lungenautomat in Einzelteilen. So habe er es von seinem Bruder mitbekommen. Was für'n Noob. Welcher Salzwasserkrapfen baut denn schon seinen Lungenautomaten nach seinen Tauchferien komplett auseinander? Da half jammern nichts und wir setzten uns auf meine Picknickdecke und ich baute den Lungenautomaten mit seinen Schläuchen wieder an der ersten Stufe an, sowie auch den Oktopussy mit seinen Schläuchereien.
Und wer sich so dämlich anstellt, der sollte den Zusammenbau Specialty empfohlen werden. Erst die Ventile weg vom Körper, dann nach Hinweis, das Jacket auf dem Kopf rum und letztendlich, die Lungenautomaten von links anzuschrauben.. Mein lieber Herr Gesangsverein. Im PADI Specialty Kurs für Setup Systemzusammenbau kannst Du dies nachholen. Ich unterrichte Dich gerne!
Nachdem wir endlich im Wasser waren, nahm die True Love Story seinen Lauf. Und was für ein Lauf. Er wollte sich die Flossen überstülpen, ertrank halbwegs, schluckte Wasser und meinte, er hätte es gleich. Aber hallo. Wie wär's mit Jacket aufblasen?
Dann der Abstieg. Kaum auf 3 Meter Tiefe angekommen, stürzte sich mein Gast ins Gemüse, wringte und drehte sich im Dreck und wühlte den ganzen Boden auf, so dass wir rein gar nichts mehr sahen. Hast Du Dich wohl eingetinten, Du Tintenfisch? Nix gut. Beruhige Dich mal wieder und wenn Du zur Ruhe gekommen bist, erblickte ich seinen Finimeter mit nur noch 180 Bar. Dabei waren wir erst abgetaucht. Hey. Entspann Dich! Dann verlor er auch noch eine Flosse. Wie geht denn sowas?
Wir tauchten der entsprechenden Richtung entlang. Er fing an unruhig alles anzufassen, was ihm entgegen schwamm. Pfui! Finger weg! Dann zeigte er auf jeden Pylon, der uns entgegen schwamm. Hey, Lass das. Sonst musst Du nur lachen! Dann schwamm er kopfüber, verkehrt rum, ruderte und sackte wieder in den Schlick ab und wirbelte erneut den ganzen Boden auf! ..Du Lusche!
Nach einigen Wendemanövern fanden wir den Schmutzli und das Andenken an den Samichlaus. von da an mit selbem Kurs tauchten wir dann zum versunkenen Motorboot, welches ich auf Anhieb fand. Naja, kein Wunder. Ich hatte von meinem Instruktor auf meinen Geburtstag einen Unterwasser-Kompass geschenkt bekommen, bei dessen Übergabe mir der Atem stockte und ich erstmals nicht wusste, was ich sagen sollte. Danke Seli! Zurück zum Boot. Auch hier musste sich mein Gast seinen Drängen hingeben und alles anfassen und machte das Quitscheentchen kaputt, in dem er ihm den Kopf abriss. Das ist aber nicht schööön! Pfui! Dann über und ums Boot herum, wieder abgesackt, wo im Drei-Teufels-Namen hast Du tarieren gelernt? Und wieder den ganzen See voller Schwebeteilchen voll. Bin ich froh, hab ich keine Schwebeteilchenphobie! Kompass raus, Umkehrkurs, den Tollpatsch bei der Hand und zurück, denn die Tankanzeige zählte auch nur noch die Hälfte des Luftvorates.
Nun gut, alles wieder zurück, hab ich schon mal erwähnt, dass der Kompass der Hammer ist? Auf dem Rückweg hatte sich der Gute noch einen Wadenkrampf einfallen lassen, den ich umgehend notärztlich mit Blaulicht versorgt hatte, in dem ich seine Flosse bis zum Anschlag an ihn herangedrückt hatte, so wie es im Lehrbuch stand. Nach diesem kurzen Intermezzo flossten wir weiter in Richtung Ausstieg, wenn er sich neben mir etwas besser benommen hätte, wäre das auch ein einfaches Spiel gewesen. Er störte dauern mit seinen Flossenschlägen, mein Flossenschlag. Versteht Ihr? Wie kann man denn sowas wieder veranstalten? Nachdem ich mir Gänseblümchen unter Wasser gewünscht hatte, 50 Meter später, hörte dieses Schauspiel auf und wir tauchten in Richtung Sicherheitsstoppunkt auf rund 5.5m Tiefe bei kuscheligen 14°C und hellem Licht bei dem Gartenzaun mit Skiern unter Wasser.
Fass jetzt einfach nix an und warte die sicheren drei Minuten ab, dachte ich. Fehlgedacht. Er nahm sich ein kleiner Ast, der rumlag und stockerte im Boden rum oder versuchte die Fische zu fangen, die von rechts nach links schwammen und wirbelte erneut den ganzen Boden auf. Halt einfach mal die Hände und Füsse still, betete ich zu Neptun, was leider nicht viel half. Soviel zum Thema Unterwassergötter!
Anschliessend klammerte er sich soo sehr an mich, dass ein weiteres Tauchen unmöglich war. Hey. Lass los Du Efeu! Beruhige Dich erstmal, lass locker und dann tauchen wir langsam weiter und auf, ok?
Aber kaum aufgetaucht: "Hey, war geil, hast du gut gemacht, hat es Dir gefallen?", lobte ich ihn, obwohl..
Menno, was das ein 32minütiger Albtraum. Hehe. Hoffe nur, dass ich nie wieder so ein Seepferdchen als Gast habe, wie es Seli demonstriert hat, was alles an Interaktionen auftreten könnte. Natürlich ist es nicht immer so, aber es kann jederzeit etwas unerhofftes eintreten und ich als Diveguide muss dann entsprechend reagieren können. ..und darum heisst es Ghetto Tauchgang!
Es ist egal, wie gut oder schlecht jemand taucht. Wichtig ist, dass es demjenigen Spass gemacht hat. Denn nur mit der Übung kommt auch die Routine und die Sicherheit beim Tauchen. Es spielt keine Rolle, ob jemand gut oder schlecht tariert, den Froschkick beherrscht, sich unter Wasser auskennt oder den Kompass lesen kann. Wichtig ist, dass wir alle gesund und ohne Verletzung wieder auftauchen können, lachen, freuen und feiern können. ..und Spass haben!
Sagt mir "Divemaster!" und nennt mich: "Gott!"