Sonntag, 11. September 2011

Scotty's Schlösschen, der Yosemite und ich

Nach dieser, sagen wir, sehr unruhigen Nacht bin ich noch vor Sonnenaufgang aufgestanden. Die ganze Nacht lang ging ein lauer, fast schon zu warmer, relativ starker Wind, der mein notdürftig befestigtes Zelt immer wieder anhob und alle vier Seiten zum flattern brachte. Als ich dann aus dem Zelt herauskroch, schlich ein neugieriger, junger Koyote um mein trautes Heim. Da sonst niemand ausser ich auf diesem Zeltplatz anwesend war, suchte er vielleicht bei mir nach etwas Essbarem. Auf dem Informationsschild zu diesem Campingplatz wird aussdrücklich darauf hingewiesen, Koyoten nicht zu füttern. Wie käme ich denn auch darauf? Naja. Ich packte zusammen und just in dem Moment, als ich das Zelt im Kofferraum verstaute, tut sich die Sonne über den Bergen auf. Ich zückte schnell meine Kamera und machte ein paar Fotos. Anschliessend verliess ich das Gelände und fuhr Richtung Ubehebe Crater, welchen ich nach ein paar Meilen auch auf Anhieb fand. Juhee. Dieser zeigte sich allerdings als wenig sehenswert und ich beliess es auf ein paar Fotos und machte wieder einen Abflug.

Auf nach Scotty's Castle. Walter Scott auch als Death Valley Scotty bekannt, war der jüngste von sechs Farmerssöhnen und liess sich Anfangs des 20. Jahrhunderts im nordöstlichen Teil des Death Valley nieder. Er baute ein recht impossantes Schlösschen mit Türmchen und so'n Zeug. Romana wäre hingerissen, dann könnte sie sich endlich ein Lesezimmer mitsamt Bibliothek in einem dieser Türmchen einrichten. Das Anwesen ist recht gross und gleicht eher einer andalusischen Hacienda, als den hier üblichen Bauweisen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ein Grossteil der Kalifornier spanische Emigranten sind oder waren. Nichts desto trotz ein sehr schönes und entspannendes Anwesen mit eigenem Kirchenturm samt Zeitangabe. Auf dem nahegelegenen Hügel, etwas obhalb des Anwesens liegt der ehemalige Eigentümer Walter Scott begraben. Von hier hat man eine tolle Aussicht über seinen Hof. Im Stall stehen anstelle von Pferden einige altertümliche Fahrzeuge, unter anderem sein eigener Dodge aus dem 1936 oder einer von 4 weltweit restlich kompletten 1914 7plätzer Packard, obwohl ich von dieser Marke noch nie was gehört hatte, war ich doch fasziniert von diesem Gefährt.

Nach etwa einer Stunde Aufenthalt verliess ich den Ort wieder und machte mich auf Richtung den Eureka Dünen. Den Racetrack hatte ich aufgrund schockierenden Hinweisen am Anschlagsbrett bei Scotty's Castle wieder fallen gelassen und besuche den in einem anderen Leben. Auf der Tafel wurde darauf hingewiesen, einen vollwertigen Ersatzreifen voll aufgepumpt dabei zu haben, da platte Reifen an der Tagesordnung wären. Somit habe ich mich nur für die Dünen entschieden und wurde nicht enttäuscht. Abklärungen im Vorfeld hatten ergeben, dass an diesem Ort die Aussenaufnahmen von Tantoine für die Star Wars Saga aufgenommen wurde, da wo Luke Skywalker in der 4. Episode sein Zuhause hatte. Natürlich hatte ich nichts wiedererkannt. Die Sonne brannte schon recht erbarmungslos runter, obwohl wir nur 80°F hatten.


Ich fuhr, oh vergessen zu erwähnen, natürlich wieder alles Schotterpiste samt Gerumpeldipumpeldurch-schüttelmustang wieder zurück und verliess den Nationalpark nach etwa einer Stunde Fahrt über einen weiteren Berg westwärts über Big Pine das Death Valley und fuhr Richtung Norden. Mein nächstes Ziel ist der Yosemite Nationalpark. Und jetzt weiss ich auch, wie man den ausspricht und sicher nicht so, wie es alle hier in der Schweiz tun. Bestimmt nicht. Willst es auch mal versuchen? Smile. Nach etwa zwei Stunden Fahrt und einer kleinen Pause dazwischen bog ich in den Park ab. Erstmal sah ich mal wieder richtige Bäume. Natürlich waren es nur Nadel- und keine Laubbäume, aber mal was anderes als Palmen am Meer und das ganze Gestrüpp der letzten Tage in Südkalifornien und Arizone. Wo nicht mal Pfeffer wächst. Bäume. Juhee. Und Bächlein. Und ein See. Und da ein Wasserfall. Und Felsen, ganze Felsformationen. Ich kam praktisch aus dem Staunen nicht mehr raus. Jede Meile habe ich bestimmt einmal angehalten und irgendwas fotografiert. Toll. Allerdings war die Temperatur nicht mehr so toll und ich musste mich auf einem Parkplatz mal kurz umziehen. Lange Hosen und Langarmpulli. Von den vergangenen 118°F und heute früh 95°F habe ich hier gerade mal 55°F. Schock! Der östliche Teil des Parkes hat vielleicht so an das Duzend verschiedenen Walking- und Trekking-Trails. Auch hier kenne ich jemanden, den ich fast nicht mehr wegbringen könnte. Es ist wirklich schön hier. Hätte ich nicht so einen kleinen Zeitdruck und würde das Wetter etwas besser mitspielen, würde ich mir sogar einen kleine Wanderung gönnen. Inzwischen hat es angefangen, etwas zu regnen. Eigentlich eher so ein Nieseln, ein fieses Nieseln, ein Fieseln! WTF. Naja, lasse ich mir die Laune nicht trüben und fahre weiter ins Yosemite Valley.

Da allerdings der Schock. Sämtliche Zeltplätze sind belegt und teils überfüllt und andere brauchen zuerst eine Reservierung einige Tage im Vorraus. Mist. Ich fuhr westwärts wieder aus dem Park hinaus und versuchte zuerst einige kleinere Zeltplätze ausserhalb des Nationalparkes. Leider ohne Erfolg. Ich fuhr weiter, vielleicht so 20 Meilen weg und habe einen kleinen Trailerpark gefunden, der mir die Möglichkeit gab, meine Zelte aufzuschlagen. Da es bereits nach Acht Uhr abends ist und inzwischen wieder stockfinster, habe ich mein Zelt vor meinem Auto aufgeschlagen und den Platz mit den Scheinwerfern beleuchtet. Not macht erfinderisch. Nun sitze ich eine halbe Meile weiter die Strasse runter in einem Restaurant und esse Fettuchine Alfredo und etwas Ciabatta Brot dazu. Mahlzeit.

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